Pulverfabrik

”Starker Abgang, Jürgen!”
sagte Guido und lehnte sich zufrieden zurück.

Dokumentationsstelle Pulverfabrik Liebenau 1938 bis  1945 e.V.” gegründet.

(von Martin Guse,  Liebenau)

Anfang Mai 1999 wurde in Steyerberg  und Liebenau ein Verein zur Errichtung und Ausgestaltung einer  Dokumentationsstelle zur"Pulverfabrik Liebenau" gegründet, der maßgeblich von der Gemeinde Steyerberg und der Samtgemeinde Liebenau getragen wird. Das Projekt dient sowohl der eingehenden Erforschung dieses zentralen Abschnittes der  Liebenauer/ Steyerberger Zeitgeschichte als auch der historisch-kulturellen und gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und  seinen Folgewirkungen in der Region. Die Geschichte der Pulverfabrik und der in  diesem Zusammenhang errichteten Lager und Bauten soll durch Auswertung von Archivmaterialien, zeitgeschichtlichen Fotos und Zeitzeugenberichten möglichst  umfassend und wissenschaftlich rekonstruiert werden.

Im Sommer 1939 war nach  mehrmonatigen Vorarbeiten durch die Fa. Wolff & Co. mit dem Bau einer  Pulverfabrik in der unmittelbaren Umgebung der Ortschaften Liebenau und Steyerberg - auf einer Gesamtfläche von 21 ha begonnen worden. Ab 1941 produzierte die Tochterfirma Eibia in den insgesamt 336 neu errichteten, zum Teil unterirdisch angelegten, Gebäuden Nitrocellulose, lösungsmittelfreie  Nitroglycerinpulver und Raketentreibsätze. Bis zu 4.500 Menschen - darunter vor  allem Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter sowie die Häftlinge des  "Arbeitserziehungslagers" Liebenau - wurden gleichzeitig für die Arbeit in den unterschiedlichen Produktionsabschnitten eingesetzt. Sie mussten unter zum großen Teil menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten. Ca. 2.000 Todesopfer wurden auf dem Friedhof am Rande des Werksgeländes begraben.

Die Tradition der militärischen  Nutzung - bis in die 90er Jahre hinein - hat bis dato eine gezielte Aufarbeitung der Geschichte der "Pulverfabrik" verhindert. Der Öffentlichkeit blieben Ausmaß  und Bedeutung der Anlage nahezu unbekannt, die Fabrik und der Hinter-grund ihrer  Entstehung blieb "geheimnisumwittert". Der neue Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Zustand zu ändern. So sucht die Dokumentationsstelle neben interessierten Personen, die sich als Zeitzeugen und Gesprächspartner zur Verfügung stellen möchten, vor allem auch nach Objekten und Fotos, die zur Aufhellung der Geschichte der Pulverfabrik beitragen können. Wer Informationen  hat oder an der Aufarbeitung mitwirken möchte, der wende sich bitte an:

Martin Guse, Liebenau,
Tel. 05023/1575, Fax: 05023/94 59 78

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