Bücker Kirchvorplatz I

”Starker Abgang, Jürgen!”
sagte Guido und lehnte sich zufrieden zurück.

Bücker gegen eine Bebauung
des Kirchvorplatzes

Horst-Werner Franke, Alte Schule Windhorst,
27333 Warpe, Tel.  05022-1335

Sie scheinen sich unversöhnlich gegenüberzustehen, die Anhänger  und die Gegner einer Bebauung des Platzes vor der Bücker Stiftskirche. Die  Arbeitsgruppe Dorferneuerung, das beauftragte Planungsbüro und der Gemeinderat sind sich einig: Der durch Abriss zweier nicht besonders attraktiver Gebäude  entstandene Vorplatz muss wieder bebaut werden. Wenn man die Unterschriftenliste  der Bürgerinitiative gegen die erneute Platzbebauung als Bezug nimmt, scheint die Mehrheit der Bevölkerung aber dafür zu sein, den neugewonnenen Kirchvorplatz  vor der Westfassade des Bücker Doms nicht wieder durch Neubauten zu  verkleinern, damit die Wirkung der wunderschönen mittelalterlichen  Kirchenfassade sich für den Betrachter voll entfalten kann.

Mit welchen wirklichen Argumenten für die Bebauung müssen wir uns  auseinandersetzen? Ein Hauptargument scheint der Wunsch nach Belebung zu sein. Öffentliche Gebäude, die innerörtlichen Publikumsverkehr bewirken könnten, kann  und will die politische Gemeinde nicht errichten. Private Investoren sollen hier bauen. Die wollen natürlich für ihr Geld die nötige Rendite. Bringen neue  Geschäfte oder Lokale auf dem Bücker Kirchplatz eine solche Rendite? Bislang gibt es zwar darüber keine Untersuchung, aber Buch- und Andenkenladen oder  Eiscafé haben hier keine wirtschaftliche Überlebenschance.

Die bestehenden Bücker Lokale und Geschäfte abzusichern, sollte für die  örtliche Politik wichtiger sein, als der Versuch, auf dem Kirchplatz neue Geschäfte zu installieren. Kein Lokalpolitiker wird in Bücken mit der Forderung nach neuen innerörtlichen Lokalen und Geschäften Zustimmung finden. Für private Investoren könnten nur größere Wohnprojekte die nötige Rendite bringen. Dazu  müssten aber alle Bebauungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden, was ein Privatinvestor natürlich verlangte. Für den Kirchplatz könnte das bedeuten, daß am Ende noch ganze 500 qm übrigblieben. Ob diese Horrorvorstellung Wirklichkeit wird, weiß niemand, weil keiner der Bebauungsbefürworter eine konkrete  Vorstellung davon zu besitzen scheint, welche Bebauung realisiert werden soll.

Das ist das eigentliche Ärgernis. Da wird eine Bebauung propagiert, auf  eindringliches Befragen jedoch erklärt, man wisse nicht, welche Gebäude kommen sollten. Wie kann man von einer Sache überzeugt sein, die keiner kennt? Weil das in der Tat recht unsinnig ist, kommt immer wieder der Verdacht auf, die  Wortführer einer Bebauung wüßten schon, was da von wem gebaut werden sollte,  hielten ihr Wissen aber noch geheim. Solches Verhalten vergiftet die Diskussion, weil sich die Öffentlichkeit zunehmend durch Geheimniskrämerei hintergangen  fühlt. Die sauberste Lösung wäre, die Bebauungsanhänger, also etwa der  Arbeitskreis Dorferneuerung, träten vehement für einen Wettbewerb Platzbebauung ein. An Hand der dann vorgelegten Entwürfe und Modelle könnte das Für und Wider  einer Bebauung des Kirchplatzes ernsthaft diskutiert werden. Wir alle wüssten  dann, worum es geht. Das braucht kein aufwendiger Wettbewerb zu sein. Es langte  schon, zwei kompetente überregional ausgewiesene Büros aufzufordern, Planungsskizzen vorzulegen.

Die Bücker Bürger dürfen nicht länger damit an der Nase herumgeführt werden, dass man die Bebauung fordert, aber nicht sagt, wie sie aussehen soll, und statt dessen nur immer die Scheinargumente von Windschutz und Belebung bringt. Der Kirchvorplatz darf nicht ungestaltet liegenbleiben. Eine entsprechende Platzmöblierung und Platzbepflanzung muss endlich her. Bücken könnte das schönste Ortsbild im Hoyaer Land um seine Stiftskirche entfalten. Die geheimen  Grabenkämpfe um die Platzbebauung müssen ein Ende haben. Die Bürgerinitiative  hat gute Argumente für den Erhalt des jetzigen Kirchvorplatzes: Freier Blick auf die herrliche Westfassade des Bücker Doms, zentraler Versammlungsort für eine  Vielzahl von Bürgeraktivitäten, durch entsprechende Gestaltung Rastzone für alle Besucher und innerörtlicher Attraktionsraum. Wer statt dessen Gebäude auf den  Platz stellen will, muss den Bückern, die nun sensibilisiert sind, jetzt zeigen, was er will. Der vage Hinweis, gebaut wird, aber wir wissen noch nicht was oder schlimmer, wir sagen nicht, was wir wollen, schafft zunehmend Unruhe und belastet die Diskussion.

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